Mittwoch, August 30, 2006

Der Landbote vom 30. August 2006 schreibt: Termin vor Friedensrichter

ZUG. Der Thurgauer Erwin Feurer fordert vom letzten Erb-Chef Hans Ziegler sowie
von drei Sachwaltern 2,4 Milliarden Franken Schadenersatz (Landbote vom 4. August).
Sein Argument: Diese hätten Erb-Tocherfirmen unter Wert verkauft und damit Gläubiger wie ihn geschädigt.
Gestern war für den Freund der Familie Erb Friedensrichtertermin. Feurer traf dort
Hans Ziegler.Eine Einigung wurde nicht erzielt. Ziegler äusserte sich laut Feurer auch nicht zu den Vorwürfen. Feurer gab sich dennoch zufrieden und will nun Klage einreichen. Heute steht der Friedensrichtertermin mit Sachwalter Hans Ulrich Hardmeier an, nächste Woche folgen jene mit den Sachwalter Fritz Rothenbühler und Michael Werder. (wä)

RE: Interview mit Rolf Erb im Landbote vom 30.8.2006



 
Titel:   "Wo bleibt die Moral der Sachwalter?"
 
 
Rolf Erb kritisiert in seinem ersten Zeitungsinterview seit dem Untergang des Erb Imperiums die Sachwalter scharf. Er räumt auch eigene Verantwortung für die Firmenpleite ein. Interview "Der Landbote" vom 30. August 2006 von Reto Waeckerli
 
Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie?
 
Sie beginnen mit einer Frage, die ich nicht gerne beantworte. Aber es ist schon so, dass wenn man aus einem 14-Stunden-Arbeitsalltag herausgerissen wird, sich grosse physische und auch psychische Probleme einstellen. Dazu kommt der permanente Druck der Sachwalter, der instrumentalisierten Staatsanwaltschaft und der kritischen Presse. Grosse Sorgen mache ich mir zurzeit um meine Lebenspartnerin Daniela Sheridan, die völlig unvorbereitet und ohne jedes Verschulden in diese Geschichte hineingezogen wurde und jetzt daran zu zerbrechen droht. Sorgen machen wir uns auch, um die vierjährigen Zwillinge, die vor einer höchst ungewissen und wenig hoffnungsvollen Zukunft stehen.

 
Wie beurteilen Sie aus heutiger Sicht die Arbeit der drei Sachwalter?
 
Wenn ich die Resultate sehe, kann ich damit nicht zufrieden sein. Ich wünschte mir, die Arbeit der Sachwalter würde genauso kritisch hinterfragt wie die unserer Familie. Ich glaube, es war ein Fehler, dass die Sachwalter nicht mit mir und meinem Bruder Christian zusammengearbeitet haben – wie das sonst üblich ist. Ich bin überzeugt, dass man mit unserem Wissen und der Sachkenntnis der Dinge für die Gläubiger wesentlich bessere Ergebnisse
erreicht hätte.
Die Sachwalter haben auch die Vermögen Ihrer Lebenspartnerin und Ihrer Kinder im Visier.
 
Bei mir ist halt nichts mehr zu holen. Ich kann nun aber gar nicht akzeptieren, dass die Sachwalter heute vor allem Frau Sheridan und meine Kinder angreifen – indem sie versuchen, alle Rechtsgeschäfte, Schenkungen, Zuwendungen und Zahlungen, die ich und mein Vater privat in den letzten fünf Jahren vor meinem Konkurs gemacht haben, in die Konkursmasse der Erb-Gruppe zu ziehen, inklusive Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe. Besonders schmerzlich ist, dass es die Sachwalter bis heute ablehnen, auf unsere Verhandlungsbereitschaft einzutreten. Ich frage mich wo die Sozialkompetenz, Moral und Ethik bleibt, wenn man vierjährige Kinder einklagt und mit Forderungen konfrontiert, für die diese keine Schuld tragen und die sie ihr Leben lang nie mehr abzahlen können.

 
Ihr Elternhaus in Winterthur, die Villa Wolfensberg, ist unbewohnt. In welchem Zustand ist das Gebäude?
 
Leider steht die traditionsreiche Villa Wolfensberg seit drei Jahren leer und zerfällt. Infolge der rechtlichen Auseinandersetzung und den erfolgten Kontosperren konnte sie weder verkauft noch unterhalten werden. Damit entsteht täglich Schaden, der schlussendlich von den Gläubigern bezahlt werden muss. Insbesondere die sanitären und elektrischen Anlagen und die Abwasserversorgung sind stark in Mitleidenschaft gezogen.

 
Das Zentrum Töss gehört nach wie vor Ihnen und Ihrem Bruder: Wie sind Ihre Pläne für das Gebäude?
 
Das Zentrum Töss gehört der Schlosshof Immobilien AG. Die Firma war über 30 Jahre im Privatbesitz von Hugo Erb selig, und deren Aktien werden heute von meinen Kindern vertreten. Die Schlosshof AG hat am Untergang der Erb-Gruppe selbst über 12 Millionen Franken verloren und hat dadurch eine Unterbilanz. Die Ertragslage reichte aber aus um sie bis heute am Leben zu erhalten – nicht aber, um alle notwendigen Sanierungen zu finanzieren. Zurzeit werden von Spezialisten die dringendsten notwendigen Sanierungsarbeiten zusammengestellt. Optisch haben wir in den letzten Jahren und Monaten versucht, dass äussere Erscheinungsbild mit kosmetischen Renovationsarbeiten zu verbessern. Eine Gesamtsanierung kostet je nach Standard zwischen vier und acht Millionen Franken. Das Beste wäre, wenn man das Zentrum verkaufen könnte. Aber durch den Angriff der Sachwalter, die versuchen die Schlosshof Immobilien AG ebenfalls in die Konkursmasse der Erb-Gruppe zu ziehen, ist das zum heutigen Zeitpunkt fast ein Ding der Unmöglichkeit: Jeder potenzielle Investor hofft, bei einer dann stattfindenden Konkurssteigerung, die Immobilien noch viel günstiger erwerben zu können.

 
Wie finanzieren Sie heute Ihr Leben und den Betriebsaufwand von Schloss Eugensberg?
 
In der heutigen Situation ist es für mich unmöglich, wieder Einkommen zu generieren – geschweige denn, eine Arbeitsstelle zu erhalten. Meine Lebenspartnerin, Frau Sheridan, musste von Freunden Darlehen aufnehmen, um überhaupt zu überleben. Für eine anständige Verteidigung fehlt der finanzielle Rückhalt. Aber wir versuchen trotzdem zu kämpfen. Das, so glauben wir, sind wir unseren Kindern schuldig. Im Eugensberg konnten wir glücklicherweise einen grossen Teil der Gebäulichkeiten (Bauernhaus, Seehaus, Melkerhaus, Sandegg, Rosenhaus, etc.) vermieten. Ebenso haben wir praktisch sämtliches Kulturland für die landwirtschaftliche Nutzung freigegeben und verpachtet. Diese Erträge reichen knapp, um die laufenden Unterhaltskosten zu bezahlen. So tritt wenigstens hier, bei diesem bedeutenden schweizerischen Kulturgut, kein unmittelbarer Schaden ein.

 
Zu Ihrer Funktion in der Erb-Gruppe: Laut Buchautor und Erb-Experte Thomas Buomberger waren Sie ab 1996 Konzernchef. Sie beschreiben ihre Rolle in Ihrem eigenen Buch viel zurückhaltender. Ist der verstorbene Treuhänder Albert Manser nicht ein allzu bequemer Sündenbock?
 
Ich glaube nicht, dass ich in meinem Buch «Hugo Erb 1918-2003» Herr Manser als Sündenbock hingestellt habe. Dies war jedenfalls nicht meine Absicht, denn er hat auch viel Gutes für die Erb-Gruppe geleistet. Wer meinen Vater kannte, der weiss, dass er eine sehr starke Persönlichkeit war, die leider nicht loslassen konnte und bis zum letzten Tag die Führung der Gruppe und insbesondere die Finanzen nicht aus der Hand gab. Es ist richtig, dass ich in den letzten Jahren, bedingt durch die Altersgebrechen meines Vaters und die beschränkte Mobilität meines Bruders Christian, der im Rollstuhl sitzt, die Firma gegen Aussen repräsentiert habe und auch praktisch alle Reisetätigkeiten wahrnehmen musste. Auch habe ich bei der Volcafé, bei der Uniwood und im Autoimportgeschäft zusammen mit den zuständigen Geschäftsführern und Generaldirektoren im operativen Bereich eine leitende Funktion ausgeübt. Dafür übernehme ich die Verantwortung – wie ich auch nach dem Tod meines Vaters mit meinem Privatvermögen für die Bankenverpflichtungen der Erb-Gruppe gebürgt habe.
 
In Winterthur ärgern sich manche über den Steuerausfall, der als Folge des Untergangs der Erb-Gruppe entstanden ist. Verstehen Sie das?
 
Ich habe grosses Verständnis für den Ärger der Winterthurer Bevölkerung. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass mein Vater jahrzehntelang einer der besten Steuerzahler der Stadt war. Dazu kommt, dass die Sachwalter teilweise auch selber für den Steuerausfall in Winterthur verantwortlich sind, weil sie Erb-Töchter an ausländische Konzerne verkauften, die heute dort Steuern zahlen, wo es für sie am günstigsten ist. Ebenfalls wäre zu prüfen, ob die nach dem Zusammenbruch der Erb-Gruppe noch geltend gemachten grossen Steuerforderungen von Kanton und Bund, gerechtfertigt waren: Denn die Sachwalter behaupteten ja, die Bilanzen der Erb-Gruppe seien zu gut dargestellt worden – was nichts anderes bedeuten würde, als dass die Erb-Gruppe jahrelang zuviel Steuern bezahlt hätte. Auf der anderen Seite akzeptieren sie dann ohne «Wenn und Aber» die Nachsteuerrechnungen auf den «falschen» Bilanzen!

 
Die Wirtschaftszeitung «Cash» schrieb vergangene Woche, sie hätten mit Devisenspekulationen noch nach dem Untergang der Erb-Gruppe viel Geld verloren.
 
Zum diesem Artikel möchte ich mich nicht im Detail äussern. Es handelt sich hier um tendenziöse und aus dem Zusammenhang gerissene Unterstellungen aus der Ecke des «Boulevard- Journalismus». Nur soviel: Die Vermögenswerte, Aktien, Devisen, etc., die ich seit dem 15. September 2002 für Daniela Sheridan und meine Kinder bei der Swissfirst Bank AG verwaltete, haben sich nachweisbar bis zum heutigen Tage mehr als nur verdoppelt – trotz Sperre der Staatsanwaltschaft im Herbst 2004 und dadurch erzwungenem Stillstand meiner Tätigkeit.
 
 
DER LANDBOTE
Reto Wäckerli
 


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