Dienstag, April 14, 2009

Rolf Erb befragt von Markus Schär

Interview mit Rolf Erb, erschienen in der Sonntagszeitung vom 12. April 2009:

Herr Erb, leben Sie tatsächlich wie ein Fürst auf Eugensberg?


Nein, wir müssen jeden Franken umdrehen, damit wir durchkommen. Wenn der Kühlschrank kaputt geht, wie jetzt gerade, ist das schon eine mittlere Katastrophe. Aber immerhin haben wir ein Dach über dem Kopf, auch wenn es nicht ganz dicht ist.

Weshalb sind Sie nicht längst ausgezogen?

Wir wollten das Schloss, das von den Sachwaltern mit einer Grundstücksperre belegt ist, tatsächlich schon 2004 vermieten lassen. Angesichts der unsicheren Besitzverhältnisse und des Renovationsbedarfs von rund fünf Millionen fand sich aber kein zahlungskräftiger Interessent. Hingegen konnten wir sämtliche Nebengebäude, den Bauernhof und das Bootshaus vermieten und die Landwirtschaftsflächen verpachten.

Von den Einnahmen leben Sie offenbar.

Sie reichen knapp aus, um das Schloss so zu unterhalten, dass es keinen Schaden nimmt. Damit wir durchkommen, musste sich meine Lebensgefährtin aber privat verschulden. Deshalb streben wir einen Vergleich an, dank dem sie ihre Schulden bezahlen kann. Sonst muss sie gleich Konkurs anmelden.

Haben Sie nicht irgendwo noch versteckte Quellen?

Wir haben unsere Verhältnisse völlig offen gelegt und den Gläubigern auch alles angeboten, was allenfalls noch auftaucht. Aber es gibt nichts - mein Vater hätte nie etwas beiseite geschafft.

CEO Hans Ziegler sagte aber im Dezember 2003 öffentlich, in der Erb-Gruppe fehlten 400 Millionen.

Ja, seither gelten wir als Kriminelle und durften im eigenen Unternehmen nicht mehr mitreden. Die Staatsanwaltschaft, mit der wir immer zusammenarbeiteten, hat einen Riesenaufwand betrieben und alle Banken im Ausland angeschrieben. Sie hat aber nichts gefunden, und Ziegler ist später von seiner Aussage abgerückt.

Weshalb wehren Sie sich erst jetzt?

Sehen Sie, ich wollte zuerst in Anstand einen Vergleich schliessen und damit die Zukunft meiner Familie sichern. Heute muss ich einsehen, dass die Sachwalter und ihre Anwälte ein falsches Spiel getrieben haben, und dies leider nicht nur zum Schaden meiner Familie, sondern ganz offensichtlich auch zum Schaden der Gläubiger. Dazu, glaube ich, darf ich nicht mehr schweigen.

Aber Sie streben immer noch einen Vergleich an?

Ja, damit ich wieder handlungsfähig werde. Ich will nicht nur die Vergangenheit aufarbeiten, sondern mich auch wieder mit der Zukunft beschäftigen.

Wie sehen Sie heute Ihre Mitschuld am Zusammenbruch?

Natürlich hat unsere Familie Fehler gemacht, sonst wäre es nicht so weit gekommen. Aber Sie dürfen nicht vergessen, wie viele Arbeitsplätze und Steuern es dank unseren Unternehmen gab. Warum werden an einen gescheiterten Unternehmer, der mit dem eigenen Geld haftet, strengere Massstäbe angelegt als an Manager, die das Geld von privaten und institutionellen Investoren vernichten?