Mittwoch, Februar 25, 2009

Die Sachwalter der SAirGroup und der Erb-Gruppe haben keine Eile.

Fragwürdiges Vorgehen des Liquidators der SAirGroup, Karl Wüthrich, von Wenger Plattner Bern.
Prozessführung mit höchst ungewissem Ausgang.
Unzumutbare Kostenproduktion zulasten der Gläubiger.
Liquidationskosten intern, für externe Berater und Anwälte steigen markant.
Verzögerung der Liquidation mutmasslich um Jahre.
Fehlen einer wirksamen Kontrolle.
Vergleichbares Vorgehen wie bei der Liquidation der Erb-Gruppe.

Bericht der Berner Zeitung vom 23. Februar 2009:

Swissair-Chefs müssen nochmals vor Gericht

Karl Wüthrich, Liquidator der SAirGroup, fordert von Mario Corti, Philippe Bruggisser und zehn weiteren ehemaligen Swissair-Spitzenleuten rund 280 Millionen Franken.

Wegen der Übertragung der Roscor AG an die SAirLines haben sich zwölf ehemalige Swissair-Verantwortliche nun auch vor dem Zürcher Obergericht zu verantworten. Er werde das Urteil des Bezirksgerichts Zürich weiterziehen, sagte Karl Wüthrich, der Liquidator der SAirGroup, auf Anfrage der SDA. Das Zürcher Bezirksgericht hatte kürzlich das Begehren von Wüthrich abgewiesen. Wüthrich hat Philippe Bruggisser, Mario Corti und zehn weitere einstige Swissair-Verwaltungsräte und -Manager verklagt. Bei der Klage von Wüthrich geht es um rund 280 Millionen Franken.

Transaktion zwischen SAirGroup-Töchtern

So hoch soll gemäss des Nachlassverwalters der Schaden sein, welcher durch den unentgeltlichen Übertrag der Roscor AG an die SAirLines entstanden ist. Sowohl die Roscor, in welcher eine Beteiligung am Buchungssystem Galileo gehalten wurde, wie auch die SAirLines waren Töchter der SAir-Group.

Zum Zeitpunkt der Transaktion war die SAirLines laut Klage aber bereits so stark überschuldet, dass die Übertragung der profitablen Roscor für die SAir-Group trotz Abtretens eines Vermögenswertes wertlos geblieben sei, so die Klage.

War Roscor-Transaktion eine Sanierungsmassnahme?

Das Bezirksgericht vertrat dagegen die Ansicht, die SAirLines seien zum Zeitpunkt der Übertragung maximal mit 110 Millionen Fr. überschuldet gewesen, weit weniger als damals die Roscor wert war. Die Roscor-Transaktion sei daher eine mögliche Sanierungsmassnahmen für die SAirLines gewesen.

Ob es sich bei der Transaktion um eine zulässige Sanierungsmassnahme handelte, wird nun das Zürcher Obergericht prüfen. Ebenfalls noch ausstehend ist eine weitere Zivilklage. Diese dreht sich um eine Zahlung der SAirGroup in der Höhe von 150 Millionen Euro an die damalige Tochtergesellschaft Sabena.
(vin/sda)


Mittwoch, Februar 18, 2009

Im Ausland interessiert dies die Staatsanwaltschaft, in der Schweiz gehört dies zum guten Ton.

Der folgende Artikel ist im Tagesanzeiger vom 18. Februar 2009 erschienen.

http://tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Der-grosse-Bahnraub-Finanzberater-pluenderten-Maerklin-aus/story/18457308

Der grosse Bahnraub: Finanzberater plünderten Märklin aus


Der Modellbahnhersteller zahlte in den letzten drei Jahren 40 Millionen Euro an externe Unternehmensberater. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Märklin.

Eine Sprecherin der Behörde sagte heute, es sei in den vergangenen Tagen eine Anzeige eingegangen. «Wir prüfen, ob wir Ermittlungen einleiten». Hintergrund der Anzeige sind offenbar die Millionenhonorare für Berater, die der Modellbahnhersteller in den vergangenen Jahren hatte aufbringen müssen. Märklin hatte am 4. Februar Insolvenz angemeldet.

Scharfe Kritik wegen Honorare für «Berater»


Die erste Amtshandlung des vorläufigen Insolvenzverwalters Michael Pluta war, sämtliche Berater der Firma zu entlassen. Wie die «Financial Times Deutschland» berichtet, ist Märklin ein Opfer der eigenen Berater. «Da tränen einem die Augen», sagte der Insolvenzverwalter gegenüber der Zeitung. «Ohne diese Berater wäre die Firma nicht pleite.» Im Jahr 2006 beispielsweise wurden bei einem Verlust von 13,8 Millionen Euro insgesamt 10,7 Millionen an Honoraren gezahlt. Über drei Jahre waren es insgesamt 40 Millionen.

Zum Beispiel an Robert Calhoun, einen Vertrauten von Matthias Hink, Gründer des Finanzinvestors Kingsbridge, zu dessen Firmenreich Märklin gehört. Hink wollte Calhoun laut dem Zeitungsbericht ursprünglich zum Chef von Märklin machen, wurde aber von der Bank Goldman Sachs, einem Co-Investor, daran gehindert. Und so avancierte Calhoun zum Berater, der allein in den letzten Monaten des vergangenen Jahres für sich und seine Sekretärin gut 250'000 Euro kassiert haben soll – und im Januar noch einem 45'000 Euro, bevor Märklin am 4. Februar Insolvenz anmeldete.

Von den «Sanierern» gründlich geplündert

Laut Pluta wurde die Kuh vor dem Schlachten auch von Eigentümer Kingsbridge kräftig gemolken – in Form von Managementgebühren, die er sich auszahlen liess. Ohne Rücksicht auf das Wohl der Firma und ihrer Beschäftigten, so die «Financial Times Deutschland» seien bei Märklin Jahr für Jahr Millionen abgesaugt worden – nicht nur für Beraterhonorare, sondern auch durch astronomische Geschäftsführer- und Aufsichtsratsbezüge, teure Darlehen und Bestandsverminderungen zu Schleuderpreisen.

Die Pleite der Traditionsfirma, so die Zeitung weiter, sei ein Paradebeispiel für zügellose Raffgier und dafür, wie pervers das Geschäft mit Sanierungen bisweilen betrieben werde. Kingsbridge und die Investmentbank Goldman Sachs hatten das Unternehmen im Frühjahr 2006 gekauft, als es zum ersten Mal vor der Gefahr einer Pleite stand.

Mehrere Interessenten für eine Übernahme

Insolvenzverwalter Pluta sieht allerdings Chancen, das Unternehmen zu retten. Seine Sprecherin sagte auf Anfrage, bei Märklin würden immer noch die Bücher geprüft. Für das Unternehmen gebe es mehrere Interessenten. Aber bevor man nicht wisse, wie die Zahlen aussehen, könne man auch keinen Kaufpreis festlegen.

Der Geschäftsbetrieb bei dem Modellbahnhersteller läuft trotz der Insolvenz weiter. In Deutschland sind an den Standorten Göppingen etwa 650 und Nürnberg rund 60 Mitarbeiter von der Pleite des Unternehmens betroffen.
(oku/raa/ap)