Montag, Januar 05, 2009

Die Erb-Sünde (Sonntagsblick vom 04.01.2009)

Wie Banken auf die Familie Erb herein­fielen



Von Roman Seiler 01:39 04.01.2009

Nur klägliche Überreste blieben von der Unifina, einer Firma der Erb-Gruppe. Um die streiten sich die Gläubiger – zum Teil mit dünnem Beweismaterial.

Die Familie Erb


Rolf Erb (Mitte),
sein Vater Hugo (vorne, †) gründete den Autokonzern.
Hinten: Sohn Christian. (RDB/Keystone)

Der Herr auf Schloss Eugensberg ist längst pleite. Rolf Erb (58), einst Chef der Winterthurer Erb-Gruppe, wird von seinen Gläubigern auf die unglaubliche Summe von 3,1 Milliarden Franken betrieben. Auch die Übertragung der fürstlichen Residenz an seine Zwillingssöhne fechten sie an. Bis zu einer Entscheidung kann es noch lange dauern.


Fünf Jahre dauerte es, bis sich der Schaden bei einer der grössten ehemaligen Erbfirmen beziffern liess: 4,9 Milliarden Franken fordern die Gläubiger der Unifina Holding. Früher hielt sie Beteiligungen wie den Kaffeehändler Volcafé und den Kölner Immobilienkonzern CBB (siehe Box). So ist es jedenfalls dem Kollokationsplan zu entnehmen, einem Schuldeninventar, das Liquidator Fritz Rothenbühler kürzlich veröffentlichte.

Davon akzeptiert Rothenbühler allerdings nur 1 Milliarde. Wie viel die Gläubiger von ihrem Geld wiedersehen, hängt nun davon ab, wie viele abgewiesene Forderungen vor Gericht durchgesetzt werden können. Bleibt es bei der Milliarde, sind es 7 Prozent, im schlechtesten Fall nur 1,5.

Bis auf wenige Ausnahmen sind die Geschädigten der Unifina Holding allesamt Banken. Deshalb gab es bisher kaum Klagen über die schleppende Abwicklung. Denn die Geldhäuser selber hatten versäumt, von der Erb-Gruppe bereits in den Neunzigerjahren mehr Transparenz und eine von einer anerkannten Revisionsfirma testierte Bilanz des Konzerns zu verlangen.

Geradezu eine Posse lieferte die Banque Cantonale Vaudoise (BCV): Sie reichte bei Rothenbühler eine Forderung von 50 Millionen Franken ein und berief sich dabei auf eine «mündliche Garantie». Die Unifina sollte mit dem Riesenbetrag für ausstehende Kredite bei der Erb-Holding Herfina geradestehen, dem Unternehmensteil, der den Autohandel betrieben hat.

Aus SonntagsBlick vorliegenden Unterlagen der BCV geht hervor, dass sich die Waadtländer ihre «mündliche Garantie-Erklärung» am 11. ­Dezember 2003 von Rolf Erb und dessen Bruder Christian (50) schriftlich bestätigen liessen – eine Woche nach Bekanntwerden des Zusammenbruchs. Laut dem von ihnen verfassten Brief hatte Hugo Erb die mündliche Garantie im Namen der Unifina am 22. Juni 2003 ab­gegeben. Das war nur drei Wochen vor seinem Tod im Alter von 85 Jahren. Anwesend war auch ­Christian Erb.

Immerhin war ein Teil der BCV-Kredite der Herfina hypothekar­gesichert. Das andere Pfand war mehr oder weniger wertlos: Die Erbs verpfändeten der BCV unter anderem 13 Millionen Aktien der Pleitefirma CBB. Die Papiere hatten Ende 2003 noch einen Wert von einigen Rappen pro Stück.

Die BCV lässt sich die Abweisung ihrer Forderung durch ­Rothenbühler nicht gefallen. Sie will den Entscheid des Unifina-­Liquidators gerichtlich anfechten, lässt ein Banksprecher ausrichten. Es geht immerhin um 700000 bis gut drei Millionen Franken. Ein kläglicher Rest der einst stolzen Kreditsumme.

Es war die Beteiligung an der Kölner Immobiliengesellschaft CBB, die 2003 zum Kollaps der Erb-Gruppe führte. Die ­Winterthurer Autohändler ­hatten 1997 eine Patronats­erklärung für das Unternehmen unterzeichnet.Damit ver­pflichteten sie sich, die deutsche Pleitefirma finanziell über ­Wasser zu halten. Dann ging auch die CBB unter und ihr Insolvenzverwalter reichte beim Liquidator der Erb-Holding Unifina, Fritz Rothenbühler, eine Forderung von 2,1 Milliarden Franken ein. Rothenbühler schmetterte diese und weitere Forderungen aus dem Umfeld der CBB in Höhe von mehreren Hundert Millionen Franken ab.

Die folgenden Forderungen liess er dagegen zu (in Mio. Franken):


• Eidg. Steuerverwaltung 46,4

• Kant. Steueramt ZH 8,5

- Steueramt Winterthur 0,5

Die höchsten Bankausstände:

• UBS 100,2

• Commerzbank (D) 79,7

• West LB (D)* 77,8

• Sachsen LB (D) 76,7

• Landesbank Berlin (D) 72,8

• Sparkasse Düsseldorf (D) 57,1

• Thurg. Kantonalbank 41,9

*Forderung an Bear Stearns ­abgetreten

Eugensberg

Noch immer wohnt Pleitier Rolf Erb im Schloss im Kanton Thurgau. (RDB/Reuters)

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